Wissenswertes über Mosaik

Das Wort „Mosaik“ ist wahrscheinlich aus dem griechischen abgeleitet und bedeutet „den Musen gewidmet“. Die Mosaikschaffenden werden als Mosaizisten bezeichnet

Mosaiken werden aus kleinen Stücken eines geeigneten Materials zusammengesetzt und sind fest mit dem Untergrund verbunden.
Die hauptsächlich verwendeten Materialien sind Glas, Keramik, Fliesen und Naturstein, aber auch Kieselsteine, Muscheln und andere Fundstücke lassen sich gut einarbeiten.
Die Mosaikmaterialien werden Tesserae genannt und werden zu ebenen oder reliefartigen Flächen zusammengefügt.



Geschichtsüberblick:

Schon die Sumerer in früher Zeit gestalteten Mosaike aus Steinen. Die Griechen fertigten Muster in Bodenbelägen aus Kieseln. Aber erst die Römer schufen prachtvolle Werke aus kleinen Marmorstückchen. Die Byzantiner nutzten als erste kleine Würfel aus Glas für ihre Mosaike, die nun die Wände schmückten.
In der islamischen Kunst erlebte die Mosaikkunst eine außerordentliche Blüte während des siebten Jahrhunderts.
Im Mittelalter waren Mosaik-Bodenbeläge ein Erbe aus römischer Zeit. Auf Kirchenböden wurden verschiedenste Szenen dargestellt. In Privathäusern und auch auf Straßen wurden dekorative Muster in Kieselmosaik gelegt. Solche Straßenpflasterungen blieben teilweise bis heute erhalten.
Auch im präkolumbischen Amerika schufen Künstler bedeutende Werke aus Edelsteinen.
Im vierzehnten Jahrhundert wurde das Mosaik weitestgehend von der Malerei verdrängt und verlor seine Bedeutung als eigenständige Kunst.
Ab dem fünfzehnten Jahrhundert erlebte die Mosaikkunst, vom Florenz der Medici ausgehend, eine neue Blüte. Rom errang im siebzehnten Jahrhundert eine Vormachtsstellung als Zentrum der Mosaikkunst und für die Ausbildung der Mosaizisten. Dies geschah im Zusammenhang mit der Ausschmückung des Petersdoms mit Mosaiken.
In Frankreich wurde zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts auf dem Höhepunkt des Neoklassizismus eine kaiserliche Mosaikschule begründet, deren Hauptaufgabe es war, klassische Stücke zu restaurieren und zu imitieren.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts begründete der russische Zar Nikolaus I. eine Mosaikschule in Rom, die später nach St. Petersburg verlegt wurde und in der zahlreiche Gemälde als Mosaiken reproduziert wurden.
Im letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts entstanden wieder Originalmosaiken, doch waren sie nur von geringer künstlerischer Bedeutung.
Im Jahre 1900 jedoch erfuhr die Mosaikkunst eine außerordentliche Neubelebung durch das geniale Wirken des katalanischen Architekten Antonio Gaudi. Dessen meist nicht-figürliche Mosaiken, aus gebrochenen Fliesen und Keramikstücken, auch noch heute in Barcelona zu besichtigen sind. Vom Zeitalter des Jugendstil gibt es auch in Frankreich und in Italien weitere Beispiele für die Renaissance der Mosaikkunst. Sie wird aufs Neue zur eigenständigen Kunstgattung und bringt zugleich die neue Persönlichkeit des Mosaikkünstlers hervor, der seine Mosaiken sowohl entwirft, als auch anfertigt.
In neuester Zeit ist der „Tarot-Garten“ der Künstlerin Niky de St. Phalles in der Toskana, als mosaizistisches Gesamtkunstwerk wohl am bekanntesten.







Materialkunde



Glastesserae:

Glassteinchen (Industriemosaik), Glas das gefärbt und undurchsichtig gemacht wurde. Quadratische Steinchen, 1cm und 2cm. Für die indirekte Methode des Mosaiklegens geeignet.


Bruch- und Spiegelglas

.


Smalten:

emailliertes, venezianisches Glas, das klassische Mosaikmaterial. Ebenfalls für die indirekte Methode. Es wird noch heute in einem aufwändigen Verfahren von Hand gefertigt.
Smalten haben eine unregelmäßige Oberfläche und werden nicht für ebene Flächen eingesetzt. Zudem ist die Oberfläche zum Teil von Löchern überzogen, weshalb oft nicht verfugt wird, da sich die Fugenmasse in den Löchern sammelt und die Farbintensität der Steine beeinträchtigt.


Gold- und Silbersteinchen:

bestehen aus einer dünnen Gelb- oder Weißgoldfolie zwischen zwei Glasschichten und können auf transparentem Glas beidseitig verwendet werden.


Keramiktesserae:

glasierte Fliesen. Für die indirekte Setztechnik nicht geeignet, außerdem ist zu beachten, dass nicht alle Fliesen frostsicher sind. Leicht zu bearbeiten, für Anfänger ideal.
Geschirrscherben. Je kleiner die einzelnen Stücke zerteilt werden, desto geringer die Wölbung, umso glatter wird die gearbeitete Fläche.
Unglasierte Keramik (Steinzeug). Fertigkeramikfliesen, hochgebrannt, Kantenlänge von ca. 2cm und einer Stärke von 4mm, feuchtigkeits- und frostbeständig, vor allem in erdigen und gedämpften Tönen erhältlich.


Natursteintesserae

Kalkstein und Marmor. Wegen der Bearbeitung eignen sich nicht alle Steine gleichermaßen. Mit entsprechendem Werkzeug lassen sich aber Kalkstein und Marmor gut bearbeiten.
Fundstücke
Muscheln, Kieselsteine, Glasnuggets, Knöpfe, Schneckenhäuser und vieles mehr können in Mosaiken verarbeitet werden, bei denen es auf eine ebene Grundfläche nicht so ankommt. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.



Werkzeuge

Zur Grundausstattung gehören eine Schutzbrille, ein Hammer, ein Karton mit Pflasterstein zum Zerhämmern von Fliesen, eine spezielle Mosaikzange, eine schmale Kelle zum Kleber auftragen, ein Glasschneider und eventuell eine manuelle Fliesenschneidemaschine. Für die Verfugungsarbeiten eine Gummilippe, ein Schwamm und ein Microfaserlappen.



Träger und Unterlagen

Bei richtiger Verarbeitung eignen sich die meisten Oberflächen zur Aufnahme eines Mosaiks. Metall sollte aufgerauht werden oder einen Überzug erhalten, um Halt zu geben. Holz ist zu versiegeln (z.B. mit einer Weißleim/Wasser Mischung oder mit fertigem Haftgrund). Eine mittelstarke MDF- oder Sperrholzplatte von ca. 12,5 mm Dicke ist wegen ihrer Stabilität und weil sie sich nicht verzieht, als Trägermaterial sehr beliebt.
Um ein Mosaik fest in eine Wand zu integrieren, kann man die Steine auch auf Netze mit Holzleim kleben und in ein Fliesenkleberbett legen. Verfugt wird dann an der Wand.
Es gibt auch die Möglichkeit so genannte „Wedi-Platten“ zu bekleben, die, ganz fertig gestellt, als Platte auf die Wand geklebt werden.





Klebstoffe

Für Fliesenscherben bedient man sich herkömmlicher Fliesenklebstoffe, die im Bauhandel zu erhalten sind. Je nach Größe der Arbeit nimmt man gröbere oder feinere Körnung für den Kleber, den man selber anrührt. Daneben gibt es auch fertigen Dispersionsklebstoff, der allerdings recht teuer ist.
Für andere Materialien gibt es speziell darauf abgestimmte Kleber.



Fugenmörtel

Mit Fugenmörtel werden die Abstände zwischen den Mosaiksteinchen ausgefüllt. Je nach Vorhaben eignen sich unterschiedliche Fugenmörtel; alle aber lassen sich mit Wassertempera- oder Acrylfarbe kolorieren, die der trockenen Mischung beigegeben werden. Ein zuviel an Mörtel wird, sobald er zu trocknen beginnt, mit Hilfe von Wasser und eines Schwammes entfernt.




Setzweise von Mosaiksteinen (Opera)

Man bezeichnet die Setzweise von Mosaiksteinen als „Opus“. Übersetzt aus dem lateinischen: das Werk. Es gibt verschiedene Opera, als da wären:


Opus Vermiculatum

: der Name kommt von „vermiculus“, kleiner Wurm. Die Steinreihen werden schnurartig mit rechteckigen Steinen aneinander gelegt.


Opus Quadratum

: diese Setzweise bezeichnet man auch als Opus Regulatum oder als rasterartige Setzweise (ähnlich dem Fliesenlegen)


Opus Tesselatum

: der Name kommt von „tessella“, kleiner Würfel, meist geometrische Mosaiken aus Stein- oder Marmorwürfeln gleicher Größe (bis zu 2cm).


Opus Incertum

: der Name stammt von „incertum“, ungewiss, unregelmäßig, ungeordnet. Mit dieser Setzart erreicht man eine leichte, spielerische Wirkung. Sie ist die freieste Form der Flächengestaltung.





Methoden

Es gibt zwei verschiedene Methoden die Steine auf das Trägermaterial zu bringen.
Einmal die direkte und zum anderen die indirekte Methode.
Bei der

indirekten Methode,

auch negative Setzweise genannt, werden die Steine auf ein Papier geklebt und dann umgekehrt auf die Trägerplatte geklebt. Vorteil ist, dass man mit dieser Methode auch bei unterschiedlich dicken Materialien eine absolut ebene Oberfläche erzielt. Nachteil ist, dass das Mosaik spiegelbildlich gearbeitet wird und man während des Setzens nur die Rückseite sieht. Daher benötigt man durchgefärbtes Material, das von beiden Seiten die gleiche Farbe aufweist. Abhilfe schafft in allen anderen Fällen die „reziproke Methode“, die sehr gut in 1x1 Mosaik von Bruno Rodi beschrieben wird.
Bei der

direkten Methode

klebt man die Steine direkt auf das Trägermaterial. Entweder einzeln mit Kleber bestrichen oder in ein Kleberbett. Man kann die Steine mit Holzleim auch auf ein Netz kleben und das Netz in das Fliesenkleberbett legen. Nachteil, bei unterschiedlich hohen Materialien erzielt man keine ganz ebenen Flächen, hat dafür aber eine starke Lebendigkeit


Tipps

- Kleber hält ein paar Std. länger feucht, wenn man ihn in ein Glas oder Plastikgefäß mit Verschluss gibt.
- Blumentöpfe, Vasen oder ähnliches mit starken Rändern oder unebener Oberfläche kann man mit handelsüblichem Reparaturmörtel abspachteln und erhält so einen ebenen Untergrund. Darauf achten, dass zum Boden hin ein genügend großer Abstand des Mosaiks bleibt, sonst fallen die Steine ab.
- Entsorgung der Reste: Kleber auf ein Stück Pappe, trocknen lassen und mit Fliesenresten zur Bauschutthalde (billiger als in den Mülleimer). Im Wasser befindliches Restfugenmaterial wieder aufrühren und mit dem Wasser in den Gully schütten (so machen es die Fliesenleger auch) oder setzen lassen, soviel Wasser wie möglich abschütten und fast trocknen, aus dem Eimer entfernen und wieder auf Pappe ganz trocknen lassen

. Keinesfalls in den heimischen Ausguss!!!

Literaturhinweise:
1x1 Mosaik (Bruno Rodi, ISBN 3-7724-5027-X, 19,90)
Mosaik (Peggy Vance, ISBN 3-7667-1170-9) im normalen Buchhandel vergriffen, über
Amazon erhältlich
Mosaik (Joaquim Chavarria, ISBN 3-258-05840-7)
Mosaik (Dorothea Kalb-Brenek, ISBN 3-85502-675-0)
Mosaik art and style (JoAnn Locktov , ISBN 1-84543-014-X) englisch, über Amazon









Mosaikworkshop 2007